Buchkritik Die Brücke zwischen Astrologie und Mineralien

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Produktinformationen "Buchkritik Die Brücke zwischen Astrologie und Mineralien"

Die Brücke zwischen Astrologie und Mineralien von Dr. Harry Tobler, astronova-Verlag Tübingen, 2022. € 26.-

 

Die Voraussetzung, das anspruchsvolle Thema einzulösen, ist bei Harry Tobler durchaus gegeben. Er ist Doktor der Naturwissenschaften an der ETH Zürich und hat sogar ein Diplom in Astrologischer Psychologie bei Bruno und Louise Huber, CH. Er ist Kinesiologe. Und vor allem: Seit seiner Kindheit sammelt er begeistert Mineralien. Angekündigt wird die 145 seitige Schrift im renommierten Fachverlag astronova so: „In diesem Buch werden 124 Mineralien und Edelsteine auf ihre astrologischen Bezüge untersucht. Zunächst kommen einige allgemeingültige Aspekte der Mineralogie zur Sprache. Da die Farbe die primär sichtbare Eigenschaft der Mineralien ist, folgt eine kleine Farblehre. In einem Kapitel werden die verschiedenen Zuordnungen der Steine zu den Planeten und Zeichen nebeneinander vorgestellt. Das Herzstück des Buches ist die astrologische Mineralogie, in der die einzelnen Steine und ihre physischen und psychischen Eigenschaften beschrieben werden.“

 

Doch genau dies löst Toblers vergleichende Zusammenstellung nicht ein: er liefert keine Brücke, auch keine technische Zeichnung einer Brücke, sondern Entwurfsskizzen. Es entsteht eben keine astrologische Mineralogie.

 

Der Autor kennt die Mineralogie der 1970er Jahre sehr gut (es gibt manchmal neuere Erkenntnisse), auch die Steinheilkunde bis Ende der 1990er Jahre. Er geht aber den zentralen Schritt in die steinheilkundliche Interpretation der mineralogischen Eigenschaften nicht, obwohl er Michael Gienger gelesen hat. Die steinheilkundliche Beschreibung von 124 Heilsteinen klingt sehr vertraut und ist überzeugend. Aber tatsächlich stehen nun nicht nur die Heilwirkung und die Mineralogie beziehungslos nebeneinander, sondern obendrein noch die astrologische Zuschreibung! In seinem anderen Buch >Die Brücke zwischen Astrologie und Astrophysik< leitet er die Wirkungen der Planeten konsequent von deren physikalischen Eigenschaften ab. Wieso nicht auch hier? Warum um alles soll ein kühler, wasserhaltiger Stein wie Chrysopras die feurig-warme Energie des Löwen zum Ausdruck bringen? Wo soll der Leser da ein gemeinsames Thema suchen? „Daneben passt auch der Chrysopras, der dem Krebs zugeordnet wird, besser zum Löwen. Er schafft Ausgleich zwischen Überheblichkeit und Minderwertigkeitsgefühlen, was zu innerer Ruhe und Stärke führt. Daraus entwickelt sich wiederum Kreativität.“ Meine Erfahrung ist hingegen, dass gerade ein Krebsgeborener den Chrysopras wunderbar für sich nutzen und sich spontan mit dem Stein verbinden kann! Der Löwe hingegen kann sich nicht wirklich mit dem Stein identifizieren. Außer natürlich, wenn er gewisse Wasserelement- oder Krebs-Betonungen im Horoskop hat.

 

Einerseits benennt Tobler sachlich überzeugend (wenn auch ohne Begründung) Chalcedon für Zwillinge, als weiteren Zwillings-Stein nennt er dann jedoch Aquamarin, der mit jeder seiner Eigenschaften das astrologische Gegenteil darstellt, nämlich den Stein für Schütze. Er stellt sachlich überzeugend Rubin für Löwen vor, und dann Almandin für Löwen! Almandin ist eindeutig für Skorpione. Und Löwe und Skorpion konkurrieren miteinander, da sie dieselben Ansprüche haben, aber vom Temperament mit Feuer und Wasser sehr verschieden sind. Löwe ist geradeheraus, und daher ist die unterschwellige geheime Feurigkeit des Almandins für Löwen unheimlich. Unheimlich ist Almandin zuweilen auch dem Skorpion, aber genau da muss er durch, und das weiß er instinktiv auch, weil er sich selbst darin erkennen kann! Dass ohne ein Gefühl für das Temperament des Steines keine Zuordnungen gemacht werden können, hatte ich in einem zweiseitigen Rundbrief (Du findest ihn im Archiv im Mitgliederbereich der Webseite) genau am Beispiel Rubin vs. Granat ausgeführt.
Solche Treffer und solche Patzer ziehen sich durch das Buch, und die astrologischen Argumente fallen kurz und oft wenig plausibel aus.

 

Der Ansatz, astrologische Aussagen in der Heilsteinliteratur zu vergleichen, ist für den Einstieg ins Thema bis zu einem gewissen Punkt sinnvoll. Oder man muss eben ein kleines bisschen gründlicher recherchieren. Offensichtlich ist ihm weder weder das Sternzeichen-Poster von Newerla/Gienger von 1996, noch die Enzyklopädie der Steinheilkunde von 2003 bekannt.

 

Somit bleibt das Buch letztlich nur eine Dokumentation über seine verschiedenen Überlegungen und Puzzleteile, welche auch vorläufige und oft vorschnelle Festlegungen enthält.

 

Denn Tobler steht noch weit vor dem logischen Schritt, Planet und Tierkreiszeichen zu kombinieren: „Der Onyx wird dem Saturn zugeordnet. Da nun aber der Steinbock (…) den Saturn als (…) Planetenherrscher hat, könnte es sein, dass der Onyx (…) sowohl zu Saturn wie auch zum Steinbock gehört.“ Der Schritt wäre, zu sagen: Onyx = Saturn in Steinbock. Beim Überprüfen durch Klienten mit dieser Horoskop-Stellung würde er dann die Hypothese korrigieren und käme dann bei Onyx = Mars in Steinbock heraus. Weitere praktische Erfahrungen und Rückmeldungen der Anwender würden dann zu Sardonyx = Mars in Steinbock führen, als ein Stein, der die spezifischen Schwächen besser kompensiert und dennoch die Energie verkörpert. Natürlich müsste er dann die anderen Saturn- und Steinbock Kandidaten überprüfen, um eine bessere Besetzung zu finden. Die womöglich wieder verworfen werden muss, wenn den Horoskop-Eignern ein bestimmter ermittelter Astrostein einfach nicht anspricht. Wirklich überzeugen können Zuordnungen eben erst, wenn sie sich tausendfach in der Beratungspraxis bewährt haben.

 

 Walter von Holst, Astrologe

 

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